Fußballcamp made in Schlieben

In Schlieben tummeln sich in dieser Woche etwa 60 Jungen und Mädchen im Fußballcamp an der Steigemühle. Beim TSV ist alles selbst gemacht.

Pause? Übungsleiter Rico Zingraf schüttelt lachend den Kopf. “Pause gibt es nicht”, sagt er. Die 15 Jungs, alle neun- und zehnjährige kleine Fußballer, erwartet die nächste Trainingsaufgabe. Die Gruppe ist eine von vieren beim diesjährigen Fußball- und Freizeitcamp des TSV 1860 Schlieben. 57 Kinder und Jugendliche haben sich gestern wieder an die “Arbeit” gemacht. “So viele Teilnehmer hatten wir noch nie. Der Jüngste ist fünf und der älteste 15. Acht Mädchen sind auch dabei”, sagt Camp-Chefin Angela Unger. Etwa die Hälfte kommt aus dem Schliebener Umkreis. Einige aus Mühlberg, Thalberg, Schönewalde, Doberlug-Kirchhain oder Bad Liebenwerda.

Seit 2007 ist es das 8. Fußballcamp des TSV. Nur von 2012 bis 2014 ist es ausgefallen, weil einfach zu wenige Anmeldungen vorlagen. Doch das hat sich nach der WM 2014 wieder schlagartig geändert. Der Verein hat den WM-Sieg der deutschen Mannschaft gleich zu einer erfolgreichen Nachwuchsinitiative genutzt.

Bei den Fußballcamps an der Steigemühle ist alles selbstgemacht. Auf Angebote von Profifußballschulen, wie sie andere Vereine der Region gern nutzen, verzichtet der TSV. “Nachgedacht haben wir darüber auch. Aber anfangs hatten wir dafür zu wenig Teilnehmer. Dann ist das ziemlich teuer. Und wenn drei, vier Vereine das Gleiche machen, funktioniert es nicht”, sagt Angela Unger. Also war Eigeninitiative gefragt. Die Anregungen für eine attraktive Trainings- und Wettkampfgestaltung haben sich die Schliebener bei einem DFB-Turnier an der Ostsee abgeschaut, zu dem sie Anfang der 2000er-Jahre mal eingeladen waren.

Etwa 60 Kindern, von denen mehr als 40 auch noch in selbst mitgebrachten Zelten auf der Steigemühle übernachten, eine Woche lang ein abwechslungsreiches Programm zu bieten, das funktioniert nur, wenn alle mitziehen. So mancher opfert dafür Urlaubstage. Die vier Trainingsgruppen, eingeteilt nach den unterschiedlichen Altersklassen, werden von aktiven Spielern und Übungsleitern des Vereins betreut, zum Beispiel von Philipp Schneider, Rico Zingraf, Leonhard Bittner oder Jonas Wolfsteller, die selbst 2007 am ersten Camp teilgenommen haben. Der Verein ist auch auf die Hilfe von Eltern, Großeltern und Freunden angewiesen. Unter Leitung von Susanne Scharf, deren Kinder beim TSV Fußball spielen, bilden sie die “Versorgungseinheit”, die die Teilnehmer im Camp komplett verköstigt. Auch die Zusammenarbeit mit Stadt und Amt, so Angela Unger, funktioniert hervorragend.

Die fünf Tage an der Steigemühle sind aber nicht nur mit Fußball ausgefüllt. Dank der Hilfe anderer Vereine der Region wie dem MC Lebusa oder den Feuerwehren Schlieben und Frankenhain gibt es viel Abwechslung. So durften die jungen Kicker gestern an der Schule Runden im Kart drehen. Am Abend haben sie ihrem TSV bei einem Trainingsspiel gegen die Spielvereinigung Finsterwalde die Daumen gedrückt. Und heute wollen sie das Schnupper- bzw. das Fußballabzeichen des DFB ablegen.

Der Aufwand für die Verantwortlichen ist groß. Aber er lohnt sich, auch für den Verein. “Zum einen fördert das Camp den Zusammenhalt der Kinder, die sich sonst nur aus ihren Mannschaften kennen. Zum anderen macht der Verein öffentlich von sich reden und zum Dritten zeigen wir den jungen Familien, dass das Schliebener Land gern etwas für seine Jüngsten tut”, resümiert Angela Unger.

[Textquelle: Lausitzer Rundschau, Ausgabe vom 09.08.2017]